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36 Jahre langen Atem für Diakonie bewiesen

Kommunales

Ulrike Bittner-Pommerenke in Diez-Freiendiez als Leiterin des Diakonischen Werks Rhein-Lahn in Ruhestand verabschiedet

Mit einem Gottesdienst und höchsten diakonischen Ehren ist die Leiterin des Diakonischen Werkes (DW) Rhein-Lahn, Ulrike Bittner-Pommerenke, in den Ruhestand verabschiedet worden. In der evangelischen Jakobuskirche Diez-Freiendiez zeichnete sie der Vorstand der Diakonie für Hessen und Nassau Wilfried Knapp mit dem Kronenkreuz der Diakonie  in Gold aus. Gleichzeitig wurden Burkhard Struth als neuer Leiter des regionalen Werks und Heinz Wolff als dessen Stellvertreter ins Amt eingeführt.

„Wir möchten ihnen herzlich danken“, sagte Knapp in dem von Pfarrer Christian Dolke, stellvertretender Dekan des Dekanats Nassauer Land, geleiteten Abschiedsgottesdienst. Als Sozialarbeiterin begann Bittner-Pommerenke 1983 in der damals neu errichteten Außenstelle des Diakonischen Werks Rhein-Lahn in Diez. Eigentlich wollte sie Konferenz-Dolmetscherin werden. Bereut hat sie ihren Berufsweg nicht. Von Beginn an war ihr die Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Vertretern von Kommunen, freien Verbänden und allen in den Gemeinden bestehenden Gruppen und Einzelpersonen, die Sozialarbeit leisten, wichtig.

Die Diplom-Sozialpädagogin war schon damals in sämtlichen diakonischen Hilfsangeboten engagiert: von der allgemeinen Lebensberatung über Hilfen für Familien in finanziellen Notlagen über den Aufbau ehrenamtlicher Helfergruppen bis hin zur Beratung von Asylbewerbern, die Anfang der 1990-er Jahre nach Deutschland und in den Rhein-Lahn-Kreis strömten. 1991 übernahm sie die Leitung des Diakonischen Werkes Rhein-Lahn. Knapp würdigte ihr großes Engagement, das Zusammenhalten des Werkes in schwierigen Zeiten und ihre Kontinuität trotz eigener Schicksalsschläge und überreichte ihr als Anerkennung auch im Namen der Diakonie Deutschland das Kronenkreuz der Diakonie in Gold.

In der Jakobuskirche, wo die künftige Pensionärin getauft und konfirmiert wurde, tue es gut, Verantwortung abzugeben, sagte Dolke und betonte Pommerenkes großes Engagement, Anderen zu dienen, sich für Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Frieden einzusetzen. „Genau mit dem, was du tust, stehst du auf Gottes Seite“, so der Theologe; dies auch dann, „wenn der Junkie wieder drückt, staatliche Regeln die Hilfe erschweren oder das Internet die Arbeit mit Hasskommentaren quittiert“.

Während eines Empfangs im Gemeindehaus nutzten zahlreiche Gäste die Gelegenheit, Bittner-Pommerenkes Wirken für die Hilfsbedürftigen in der Region und für ihre Mitarbeitenden zu würdigen. Das Lied „Wo ein Mensch den andern sieht“ sei wie auf Pommerenke getextet, so der Landrat des Rhein-Lahn-Kreises Frank Puchtler, der auch im Namen der anwesenden Verbandsgemeinde-Bürgermeister Volker Satony (Hahnstätten), Michael Schnatz (Diez), Jens Güllering (Nastätten) und des Beigeordneten Hans-Josef Kring (Loreley) dankte und Bittner-Pommerenke höchsten Respekt aussprach, auch für ihr Wirken als stellvertretende Vorsitzende im Jugendhilfeausschuss des Kreises. Es brauche nicht nur monetärer und fachlicher Unterstützung für Menschen in Not (allein etwa zehn Prozent der Menschen im Kreis hätten finanzielle Probleme) – es brauche Menschen wie Pommerenke, die Diakonie auch leben, sagte Puchtler. „Sie sind zu einer Mutter der Herzen geworden.“

„Sie waren wie Churchill, der meinte, wenn wir kein Geld haben, denken wir darüber nach, wo wir es herbekommen“, sagte Staatsminister a. D. Karl Peter Bruch. Nachhaltige Solidarität, das Bohren dicker Bretter, habe er von Bittner-Pommerenke gelernt. „Wir schätzen ihre Arbeit, aber auch die Person“, so der ehemalige Vorsitzende der Mitgliederversammlung des Diakonischen Werkes. Einen „langen Atem der Leidenschaft“ bestätigte Landespfarrer Albrecht Bähr, Geschäftsführer der AG Diakonie in Rheinland-Pfalz, der scheidenden DW-Leiterin. Sie habe Menschen fühlen lassen, dass sie geachtet werden, so der Theologe. Sie sei nicht der „Typ diplomatisch“; weit entfernt von Floskeln und Schauspielerei habe sie vielmehr parteiisch und klar, manchmal mit einem Hauch von Ironie, den Schwachen eine Stimme gegeben.

 

Tafeln und Schuldnerberatung seien nur wenige Beispiele dafür, wie die scheidende DW-Leiterin „Abgehängten der Gesellschaft“ eine Perspektive gegeben habe, dankte der stellvertretende Vorsitzende der Synode des Dekanats Nassauer Land Ulrich Werner für ihr Wirken. Die Last des Berufs dürfe sie jetzt abgeben, „die Freude dürfen sie in den Ruhestand mitnehmen“. Die offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit wie in der Schwangerschaftsberatung, der Anschaffungspauschale für Hartz-IV-Empfänger oder bei Flüchtlingsverfahren lobte Frank Keßler-Weiß, Direktor des Caritasverbandes Westerwald/Rhein-Lahn, das konkurrenzfreie Denken und Handeln zwischen der evangelischen und der katholischen Wohlfahrtsorganisation.

Eine einende Integrationsfigur, „die Mutter, die First Lady der Diakonie Rhein-Lahn, tritt heute von der Diakonie-Bühne ab“, sagte Wilfried Kehr für die Sprechergruppe der regionalen DW-Leitungen. Stets habe sie die rheinland-pfälzische Fahne hochgehalten. Unzählige Stunden habe er mit Bittner-Pommerenke zu Sitzungen im Auto verbracht und stets habe sie ihre Mitarbeitenden gelobt. Stellvertretend dankten Marion Moll, Nicole Kritsch-Held und Susanne Patzig ihrer scheidenden Chefin mit einem Gedicht, Blumen und guten Wünschen.

Wer sie kenne, wisse, wie sehr sie „solche Veranstaltungen mag“, sagte Bittner-Pommerenke mit ironischem Zungenschlag. Klar und deutlich verschwieg sie nicht ihren Frust, wenn etwa die Resonanz der Kirchengemeinden auf die jährlichen Diakoniesammlungen verhalten ausfiel. Dass diakonisches Handeln die Welt verändern kann, wie sie es bei ihrer Berufswahl glaubte, darauf hofft sie gleichwohl auch heute noch, wie sie in ihrem Dank an die Laudatoren sagte, „wenn man die Ärmel hochkrempelt und macht“. Zumindest träume sie davon.

 

 
 

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